Partenkirchen von den römischen Wagenspuren bis zur Olympiasprungschanze
Als Parteno, zwischen Scarbia/ dem Klaiser- Mittenwalder Tal im Süden und Coveliacas/Murnau im Norden, ist Partenkirchen auf der antiken Wege- und Straßennetzkarte, der Tabula Peutingeriana, deutlich als römische Station eingezeichnet.
Auf Saumpfaden kamen schon zur Jungsteinzeit Menschen über die Alpen und siedelten hier im Tal. Diese alten Wege und neue Straßen wurden ca. 15 v. Chr. von der “Repubblica Roma“ ausgebaut und in ein Straßennetz von 5000 km integriert. Die Straße die Rom mit der Provinz Raetien verband, war von Verona aus, als Nebenstraße der Via Claudia, 200 Jahre später ausgebaut und führte als Via Raetia über den Brenner und Seefelder Sattel direkt durch "Parthanum" so hieß Partenkirchen, während der 400 Jahre Römischer Besatzung, weiter nach Augsburg. Es herrschte reger Verkehr auf der Via Raetia. Die römischen Provinzen mit den Militärstationen wurden versorgt, denn viele Soldaten hatten ihre Familien hier, Grenzen gesichert und Aufstände mussten niedergeworfen werden.
Was bedeutete das für Parthanum? Anschluss an die Welt des Römischen Imperiums, interkulturelle Kommunikation durch Austausch von Waren.
Als dann 488 n. Chr. die letzten Soldzahlungen an die Soldaten ergingen wurden die Römischen Heere abgezogen und heimgeholt, die Militärbasen aufgelöst; es war freigestellt ob man hier bleiben wollte, was auch glaublich einige taten.
In dieses Machtvakuum stießen seit 400 n.Chr. die Alemannen, Franken, Ostgoten, zusammengefasst als bajuwarische Stämme, und siedelten hier im Tal.
Alte deutsche Adelsgeschlechter erschienen am politischen Horizont und Garmisch kam unter die Herrschaft der Welfen.
Barthinkirche, so hieß jetzt Partenkirchen und fiel 1145 dem Adelsgeschlecht der Andechser und Meraner zu. Durch die Christianisierung waren die römischen Machtstrukturen voll etabliert und es erfolgte u. a. die Gründung des Bistums Freising.
1294 kaufte der Freisinger Bischof Emicho von Graf Berthold III. das Gebiet ze`Partenkirchen, und ze`Mittenwald und gründete damit die „Grafschaft Werdenfels“. In der Kaufurkunde heißt der Ort jetzt Partenkirchen.
Es begann eine gute Zeit für das „Goldene Landl“ wie die Grafschaft Werdenfels später genannt wurde. Der Handel blühte auf und am 15.1.1303 bekam Partenkirchen die Marktrechte. Teilweise wurden die alten Römerstraßen als Handelsstraßen genutzt. Das Bistum Freising gründete eine Warentransportgesellschaft, genannt die Rott. Mit dem sog. Rottbrief erhielt Partenkirchen vom Bistum das Recht , an dieser „internationalen Transitstrecke“, Venedig – Partenkirchen – Augsburg- Partenkirchen Venedig, durch Warentransport auf einer Teilstrecke von Partenkirchen nach Ammergau und retour und als Warenniederlegungsort zu partizipieren.
Jetzt gab es gute Arbeit für die Bevölkerung, als Hilfkräfte, Fuhrleute, Wirte, Kuriere und als Handelsunternehmer belebten sie den Markt Partenkirchen und trugen so zu einem gewissen Wohlstand für alle bei. Wertvollste Waren wurden auf dem Landweg mit Fuhrwerken und auf dem Wasserwegen mit Flößen transportiert. Partenkirchen boomte und die Einwohner hatten endlich ein gutes Auskommen, das ihnen erlaubte ihre Söhne auf die Universitäten von Wien und Ingolstadt zu schicken. Reisende, Durchreisende, Rompilger, Händler aus den Nachbarländern nutzten Partenkirchens Herbergen und Wirtshäuser. Man war wieder an die Welt angeschlossen und zog auch selbst in die Welt hinaus um Handelskontakte zu schließen.
Es gab auch schwere Zeiten, die Partenkirchen hart getroffen haben. Der 30- jährige Krieg, damit verbunden die Pest sowie die Schwedeneinfälle. Der spanische und österreichisch/bayerische Erbfolgekrieg und die Napolonischen Kriege. Es gab viele Tote, Hungersnöte, Armut breitete sich aus.
Doch die Menschen machten weiter und im Vertrauen auf Gott bewahrten sie sich die Heimat. Durch Arbeit, Fleiß und Zusammenhalt schufen sie wieder eine lebenswerte Zukunft.
Die politischen Gegebenheiten änderten sich und die Grafschaft Werdenfels wurde ab 1803 Kurbairisch, ab 1806 gehörte es zum Königreich Bayern.
Nach ein paar Anlaufschwierigkeiten brach eine neue gute Zeit an, mit Partenkirchen ging es wieder aufwärts. Erst kamen Künstler, Maler, Schriftsteller und Musiker von Weltruf um sich hier zu erholen; manche blieben für immer. Als die Engländer die Alpen entdeckten gab es in Partenkirchen eine englische Kolonie von ca. 72 Personen. Illustre Gäste, Könige, Kaiser und der Hochadel weilten, teilweise 14 Tage, zu Besuch oder zu einem Kuraufenthalt in Partenkirchen. Mit dem Bau der Eisenbahn 1889 kamen die ersten Sommer- und Wintergäste. Die Einwohner reagierten und stellten sich auf diese positiven Veränderungen ein. Fremdenzimmer, Hotels, Kuranlagen und Einrichtungen die ein aufstrebender Kurort benötigte, wurden geschaffen. Die Infrastruktur wurde verbessert, Straßen ausgebaut und Badeanstalten an den Seen eingerichtet. Mit den ersten Skibegeisterten aus München erreichte der neue boom auch Partenkirchen. Der Markt entwickelte sich in kürzester Zeit, mit der Errichtung der Skisprungschanze 1921, die Gründung der Zugsitzbahn AG 1928, die Eröffnung der Wankbahn 1929 sowie anderer Sportanlagen zu Deutschlands bekanntesten Wintersportort. Nach der Winterolympide 1936 war Garmisch-Partenkirchen als Sommer- und Wintersportort etabliert.
Aus dieser Historie knüpft sich das Band das die Vergangenheit mit der Gegenwart und der Zukunft verbindet.
(zum Schmunzeln „am 1.10.1802 erlässt das Landgericht Garmisch, jeder Reisende muss spätestens nach 2 x 24 Stunden mündlich oder schriftlich angemeldet sein" - Vorläufer der heutigen Kurabgabe? - ).